Cannstatter Volksfestzeitung 2018
S tefan Kinzler ist ein viel gefragter Mann. Nicht nur auf dem Wasen, sondern in der ganzen Repu blik ist er mit seinen Fahrge schäften unterwegs. Und das sind nicht wenige. Blinkende Lichter, donnernde Musik, der Duft von gebrannten Man deln. „Kinzler?“ – das Handy ist ständiger Begleiter des Schaustellers, schließlich hat er mehrere Betriebe gleich zeitig laufen, und nicht ir gendwelche, sie gehören zu den Hauptattraktionen vieler Feste. Das war gefühlt schon immer so. Zumindest ist Ste fan Kinzlers Familienbe trieb nun bereits in der vier ten Generation. Wir blicken über hundert Jahre zurück: Schon damals gab es Sensa tionen auf dem Cannstatter Volksfest. Die Karussells un terschieden sich technisch allerdings gewaltig. Während heute ausgetüftelte Motoren und Maschinen die Fahrge schäfte antreiben, taten dies die Vorfahren noch per Hand. Unternehmensgründer und Urgroßvater des heutigen Be treibers, Julius Kinzlers, stellte 1910 sein erstes Karussell auf dem Wasen vor. Ein Vorkriegs modell – vor dem Ersten Welt krieg wohlgemerkt. 17 Jahre später brachte Julius mit sei nem Sohnemann Robert eine Neuheit auf den Wasen: das erste Riesenrad, heute neben der Fruchtsäule das Symbol des Cannstatter Volksfestes. So riesig wie heute war das da mals zwar bei Weitem nicht, das schätzungsweise gut 10 Meter hohe Rad war in der da maligen Zeit aber die Attrak tion. Und schon damals be gann Familie Kinzler mit dem, was heute zum normalen Ton auf dem Rummel gehört: die Animation. Bei den „Italieni schen Nächten“ zum Beispiel wurde mit entsprechender Musik und Dekoration das Ge fühl von Dolce Vita auf dem Wasen verbreitet, um die Be sucher anzulocken. Schiffschaukel und „Cortina-Bob“ Auch dafür, dass die Cannstat ter kopfstanden, war Robert Kinzler verantwortlich. „Loo ping the Loop“ war der letzte Schrei in den 1930er-Jahren. Die Schiffschaukel, die man selbst anschucken musste – und mit der die Könner es tatsächlich einmal oben rum schaffen konnten. Da war der Sohn des Firmengründers in zwischen selbst dreimal Papa und auch er hatte einen Sohn namens Robert. Unter ande rem. Die Brüder von Robert junior hießen Fritz und Heino. Der Zweite Weltkrieg zerstörte vieles – so auch die Zugnum mern der Kinzlers. Das Riesen rad und „Looping the Loop“ brannten ab. Wiederaufbau hieß erst mal Familienglück – Töchterchen Carola kam 1946 zur Welt und die Kinzlers ergatterten eine Schießbude. „Roxy“ war Rasant herum und hoch hinaus Die Highlight -Bringer Familie Kinzler sorgt seit vier Generationen für die wichtigsten Attraktionen auf demWasen Mit „Breakdance“ reist Patricia Kinzler durch die Lande. >> 26 ❤ Cannstatter Volksfestzeitung 2018
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