Cannstatter Volksfestzeitung 2018

museum in Hohenheim zu bewundern ist, verschaff­ ten dem jungen Monarchen den Titel „König der Land­ wirte“ oder „Landwirt un­ ter den Königen“. Da neben dem landwirtschaftlichen Central-Verein auch weitere landwirtschaftliche Vereine in den württembergischen Oberämtern und Gemeinden gegründet wurden und es dort teilweise zeitgleich land­ wirtschaftliche Bezirksfeste und -ausstellungen gab, be­ zeichnete man das Cannstat­ ter Fest als Landwirtschaftli­ ches Hauptfest (heute LWH). Es findet in diesem Jahr zum 100. Mal statt. Viehprämierung und Fischerstechen Einen Tag dauerte das erste Fest 1818 auf dem Cann­ statter Wasen, bei dem die Viehprämierung, ein Pferde­ rennen, vor allem ein Fischer- und Schifferstechen auf dem Neckar und ein Viehmarkt die Hauptattraktionen waren. Für sämtliche „Disciplinen“ setz­ ten der König und seine sehr geschätzte Frau Katharina Geldpreise und Silbermedail­ len aus ihrer Privatschatulle aus. 30 000 Menschen drän­ gelten sich damals auf den ausgedehnten Auen rund um das Renn- und Vorführoval auf dem Cannstatter Wasen. Eine enorme Zahl, wenn man bedenkt, dass Cannstatt da­ mals gerade 3000 und Stutt­ gart 22 000 Einwohner hatte. Dieses erste Fest muss alles zuvor Gewesene in den Schat­ ten gestellt haben. Schon im Stiftungsdekret hat Wil­ helm auch die Wurzel für das Schaustellerfest gelegt: „Auch wird damit ein Volksfest in Verbindung gesetzt und da­ für gesorgt werden, dass sol­ ches durch unterhaltende Ab­ wechslungen diesem frohen Tag entspreche.“ Während des ganzen 19. Jahrhunderts wurde das eigentliche Land­ wirtschaftliche Hauptfest nur einen Tag lang gefeiert. Aber die Wirte bauten ihre Buden und Zelte schon früher auf und ließen sie auch länger ste­ hen. Auch Pferderennen und andere Attraktionen wurden Historisches Volksfest zum Jubiläum Zum 200-jährigen Bestehen des Cannstatter Volksfestes findet vom 26. September bis 3. Oktober ein Historisches Volksfest auf dem Stuttgarter Schlossplatz statt. Schaustel- lerattraktionen aus zwei Jahrhunderten, vom Feuerschlucker über die „Dame ohne Unterleib“ und die Russische Schaukel bis zu einem Autoskooter aus den 1950er-Jahren sind dort erlebbar. Ein Traditionszelt mit Speisen und originaler Musik aus dem 19. Jahrhundert versetzen die Besucher in längst vergangene Zeiten. Trachten- und Traditionsgruppen gestalten ein buntes Programm. Im Traditionszelt wird acht Tage lang traditionelle schwäbi- sche Volksmusik gespielt. Mit dabei sind die Spundlochmusig, Trotzblech, die Schwäbischen Wirtshausmusikanten, das Hürbener Ballorchester, Schwobablech und die Echterdinger Musikanten. www.historisches-volksfest.de „Das Volksfest in Cannstadt“, kolorierte Radierung von Johann Baptist Pflug, 1824 >> Ein Blick auf den Feszplatz in der Mitte des 19. Jahrhunderts >> 8 ❤ Cannstatter Volksfestzeitung 2018

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